Privates von Erwin Resch - 4 von 5 -

Karneval 2005. Die "Mädels" der Selbsthilfegruppe hatten beschlossen, mich mal so richtig herzurichten. Nach anfänglichen Bedenken, beschloss ich, die Erfahrungen, von denen sie mir berichtet hatten, einmal selbst zu machen. Ich erkannte mich selbst nicht mehr wieder. Minirock, lange Stiefel, Silikonbusen, blonde Perücke und eine Menge Makeup. So ging ich in Lokale, in denen ich auch sonst verkehre, wenn auch mit weichen Knien und rasendem Puls. Das Outfit war einfach zu provokant und zu perfekt gemacht, als dass es als normales Karnevalskostüm hätte durchgehen können. Einige der Erlebnisse möchte ich hier wiedergeben. Sofort fielen mir die unterschiedlichen Reaktionen auf. Männer, mit denen ich mich schon oft und lange unterhalten hatte, gingen deutlich auf Distanz. Einer brachte es auf den Punkt: "Wenn ich mich heute mit Dir unterhalte, meint sicher jeder hier, ich wäre schwul". Peng, das saß! Andere redeten zwar mit mir, wussten aber vor lauter Verlegenheit nicht, wohin mit ihren Händen und Augen. Deutlich waren die Gedanken ihren Mienen abzulesen. Bis jetzt hatten wir ihn ja immer ganz normal eingeschätzt, aber wenn er so herum läuft .. ? Na, da muss doch mehr dahinter sein. Ja, und dann gab es noch den Typ Mann, der entweder den Unterschied nicht sah oder egal war. Entsetzlich, wie plump einige versuchten, mich "anzumachen". Selbst das dritte Nein und Schlagen auf die Finger bei weitergehenden Versuchen hielten einige nicht davon ab, es penetrant wieder und wieder zu versuchen. Ich habe die Frauen bemitleidet, die so etwas ihr ganzes Leben mitmachen müssen. Diese Sorte Männer müsste man zwangsverpflichten, einmal im Leben in die andere Rolle zu schlüpfen, damit sie nach den Erfahrungen ihr Verhalten ändern. So schlüpfte ich fast zwangsläufig mehr und mehr aus der Kostümierung in die weibliche Rolle.